Wildkräuter sammeln - Tipps für Einsteiger von Grit Nitzsche

Wildkräuter sammeln - Tipps für Einsteiger von Grit Nitzsche

Im Frühling ist die beste Zeit, um Wildkräuter zu sammeln. Grit Nitzsche vom Kräuterhof Falkenhain gibt Tipps, wie auch Laien auf einer Kräuterwanderung fündig werden.

Auf ihrem Hof am Rand der Dahlener Heide etwa 30 Kilometer von Leipzig entfernt beschäftigen sich Grit Nitzsche und Jörg Beuthien mit Wildkräutern und essbaren Blüten. Die Bio-Gärtner bieten regelmäßige Führungen durch die Natur an. Sie veranstalten Kräuterkochkurse und Workshops zu Themen wie Naturkosmetik oder Blumenkränzen. Im Interview gibt Grit Nitzsche Tipps fürs Kräutersammeln für Anfänger.

Wild und besonderes Grün wird's auf den Tellern und in den Töpfen bei Grit Nitzsche.

Welche Kräuter können Mitte April gut gesammelt werden und wie erkennen Laien sie?

Grit Nitzsche: Momentan lässt sich eigentlich alles gut sammeln. Am besten fangen Anfänger mit Pflanzen an, die sie sicher kennen. Mein Spruch dazu lautet: Ich darf morgen nichts essen, was ich gestern noch nicht kannte. Gänseblümchen oder Löwenzahn beispielsweise sind für die meisten Menschen leicht erkennbar. Mit der Zeit können sie sich vorarbeiten zu anderen Pflanzen, die ihnen immer wieder unterkommen. Ich empfehle auch Bäume, weil sie sich oft einfacher bestimmen lassen. Lindenblätter schmecken wunderbar im Salat, solange sie noch lind, also hellgrün sind. Aber auch Ahorn- oder Ulmen-Blüten kann man vielerorts bereits kosten. Gehackte Fichtenspitzen passen herrlich zu Spargel.

Die jungen Blätter vom Löwenzahn lassen sich ausgezeichnet für Wildkräutersalate verwenden.

Was ist beim Pflücken, Lagern und Verarbeiten zu beachten? 

Grit Nitzsche: Es ist wichtig, wo die Pflanzen wachsen, also lieber auf dem Friedhof als am Straßenrand sammeln. Wenn viele verschiedene Pflanzen an einem Ort wachsen, ist das ein Hinweis auf einen gesunden Boden. Ein Korb eignet sich am besten zum Sammeln. Plastiktüten sind problematisch, weil die enthaltenen Weichmacher mit den Pflanzenstoffen reagieren können. Kunststoffdosen gehen zur Not, idealerweise sollten sie mit einem Küchentuch ausgelegt sein. Zu Hause können Sie die gesammelten Kräuter in einem nassen, gut ausgewrungenen Küchenhandtuch einige Tage im Kühlschrank lagern. Sie in eine Vase zu stellen, verlängert die Haltbarkeit hingegen nicht. Wie bei Salat auch, erkennt man mit etwas Übung zarte Blätter und kann sie von dunkelgrünen, festeren oder bitteren unterscheiden und nach eigenem Geschmack auswählen. Auch die Zubereitung ist ähnlich wie bei Gemüse. Hopfenspitzen lassen sich zum Beispiel wie Spargel blanchieren.

Ein Korb ist ein idealer Begleiter für einen grünen Frühlingsspaziergang.

Welche Kräuterrezepte können Sie noch empfehlen?

Grit Nitzsche: Ich empfehle, mit den eigenen Rezepten zu beginnen und diese "anzureichern". Verfeinern Sie Ihre Kartoffelsuppe oder das Rührei mit Wildkräutern wie Giersch. Kartoffeln und Käse passen generell sehr gut, ob als Risotto, Rösti, grüner Pfannkuchen mit Frischkäse oder der Klassiker: Pellkartoffeln mit Quark. Salate müssen nicht ausschließlich grüne Zutaten enthalten. Kartoffel, Nudeln oder Linsen geben auch eine sehr gute Basis ab. Ganz allgemein sollte man beim Kräuterverarbeiten dem Bauchgefühl den Vorrang vor Wissen und Bedenken geben. Und bloß keine Angst vor Fehlern, manches muss man falsch machen um zu wissen, wie es richtig geht! Nur beim Sammeln ist sicheres Identifizieren absolut nötig. 

Gesammelte Kräuter lassen sich prima mit Pfannkuchen und Frischkäse verarbeiten.