Spargelstechen im Landvergnügen
Eigentlich wollten Petra und Ralph Boden während ihres Urlaubs mit Landvergnügen verreisen. Stattdessen halfen sie neun Tage lang einem Gastgeber bei der Spargelernte.
Es hätte so schön werden können: Mit zwei Übernachtungen bei Landvergnügen-Gastgebern wollten Petra und Ralph Boden von Reutlingen bei Stuttgart in ihrem Wohnmobil nach Potsdam reisen. Doch dann kamen Corona und die Ausgangsbeschränkungen dazwischen. „Statt zu Hause zu bleiben und Trübsal zu blasen, griff ich mir den Stellplatzführer und suchte einen Spargelhof in unserer Nähe heraus“, sagt Ralph Boden, der in Reutlingen eine Tanzschule betreibt. In den Nachrichten hatte er von der Not der Bauern gehört, die nur schwer an Erntehelfer kommen. Spargelbauer Eckhard Schechter war sofort einverstanden, als Ralph Boden ihm seine Hilfe anbot. Im Wohnmobil übernachten er und seine Frau autark und können den Abstand zu anderen Mitarbeitern einhalten. Geld verlangten Petra und Ralph Boden nicht für ihre Hilfe, „schließlich sind wir ja keine Profis“.
Von Landwirt Eckhard Schechter bekamen die Camper die Bahnen mit grünem Spargel zugewiesen, der sich leichter schneiden lässt als der weiße. Folie aufdecken, das Messer ansetzen, der Spargel aus der Erde holen, Loch füllen, Folie zudecken und weiter zur nächsten Stange. Bis zu 70 Kilogramm ernteten Petra und Ralph Boden auf diese Weise pro Tag. „Ein Knochenjob“, findet Ralph Boden. Obwohl der 57-Jährige als Tanzlehrer nicht unsportlich ist, schmerzte ihm nach kurzer Zeit das Kreuz. Trotzdem hielt er wacker erst dreieinhalb, dann vier und zuletzt sieben Stunden am Tag durch und stand am nächsten Morgen wieder auf der Matte. Und das neun Tage lang.
„Morgens um halb sieben in der Sonne auf dem Feld zu stehen und dann das direkte Ergebnis seiner Arbeit zu sehen, ist einfach eine tolle Erfahrung“, schwärmt Ralph Boden. „Selbstgeernteter Spargel schmeckt auch gleich viel besser.“ Seit seiner Erfahrung als Erntehelfer kann er nachvollziehen, wie viel Arbeit im Anbau und der Ernte steckt. Falls er seinen Sommerurlaub auch absagen muss, könnte er sich gut vorstellen, wieder auf dem Feld mitzuhelfen.
Fotos: Petra und Ralph Boden